Diomedes in der Adria

Ein Vergleich archäologischer und schriftlicher Quellen

 

Ursina Zweifel

 

2.Diskussion der Quellengruppen

 

Abstract

Die Legende des griechischen Helden und späteren Gottes Diomedes ist untrennbar mit der Adria verbunden. In der bisherigen Forschung wird daher gemeinhin von einem Diomedeskult in der Adria gesprochen. Diese generelle Postulation will diese Arbeit überprüfen und, wenn möglich, differenzieren. Dabei steht die Frage nach der Art der Verbindung zwischen Diomedes und einzelnen Orten im Adriaraum sowie deren Interpretation im Zentrum. Zudem wird auch untersucht, inwiefern sich archäologische und schriftliche Quellen ergänzen.

Grundlage für die weitere Interpretation bildet ein umfangreicher Katalog aller Diomedesbezogener Orte im Adriaraum. In diesem Katalog sind für jeden Ort einerseits schrifliche Quellen aus dem 6. Jh. v. Chr bis 4. Jh. n. Chr., andrerseits (wo vorhanden) archäologische Quellen, die in Verbindung mit Diomedes stehen, aufgelistet.

Die genauere Betrachtung des Kataloges hat ergeben, dass es sich bei der Diomedeslegende in der Adria nicht um ein grosses, zusammenhängendes Phänomen handelt, sondern dass mindestens zwei verschiedene Phänomene zu beobachten sind: Der Diomedesmythos (in welchem Diomedes als Held und Gründervater auftritt) und der Diomedeskult (in welchem Diomedes als Gott verehrt wird). Der Diomedesmythos stellt dabei die wesentlich grössere Gruppe dar und ist im Zusammenhang mit der Integration neuer Sozialpartner und Landschaften in das griechische Weltbild durch Verknüpfung derselben mit einem Helden aus der griechischen Mythologie zu verstehen. Der Diomedeskult hingegen lässt sich erneut untergliedern: in eine tatsächlich existierende religiöse Praxis und eine Form der interpretatio graeca einheimischer Kultsysteme.

Damit konnte einerseits das vorherrschende Bild des Diomedeskultes in der Adria differenziert werden, andererseits wurde mit dem Katalog ein Überblick über die vorhandenen Quellen und deren Verbindungen geschaffen, der als Grundlage für weitere Forschungen dienen kann.

 

1. Einleitung

Wie stark der griechische Held mit der Adria verknüpft ist, zeigen die vielen Erwähnungen Diomedes‘ bei antiken Schriftstellern wie Strabo oder Dionysius dem Perigeten (siehe Fundstellenkatalog). Diomedes wird dabei sowohl als Städtegründer und Herrscher als auch als Gott genannt. In der Literatur wurde dieser Dualität bisher wenig Beachtung geschenkt: Die Erwähnungen des Diomedes in den schriftlichen Quellen wurden meist als Indikator für einen Diomedeskult in der Adria gewertet, ohne diesen weiter zu differenzieren (vgl. Beaumont 1936, Degrassi 1962, Briquel 1987, Braccesi 1979 oder Leopre 1980). Archäologische Quellen wurden wenig und nur für geografisch beschränkte Räume (hauptsächlich Dalmatien und Venetien) berücksichtigt (vgl. Kirigin/Cace 1998, Coppola 1998, Castiglioni 2008 oder Herring 2009).

Der vorliegende Artikel beruht auf einer Seminararbeit zum Thema „Diomedes in der Adria“ mit dem Ziel, dieses vielschichtige Phänomen differenzierter zu betrachten. Dabei wurden in einem ersten Schritt möglichst alle mit Diomedes in Verbindung stehende Orte rund um die Adria identifiziert und die entsprechenden (archäologischen und schriftlichen) Quellen auf Widerspruch und / oder Übereinstimmung untersucht. In einem zweiten Schritt wurde die Art der Verbindung der Orte zu Diomedes durchleuchtet. Welche Rolle (Held, Gott, Gründervater) kommt Diomedes in den Quellen zu und wie sind diese unterschiedlichen Rollenzuschreibungen zu verstehen?

Für die Arbeit wurden sowohl schriftliche, als auch (wo vorhanden) archäologische Quellen berücksichtigt. Die schriftlichen Quellen beschränken sich auf Dokumente vom 6. Jh. v. Chr.-1. Jh. n. Chr oder solche, die in diese Zeit verweisen. Auf die Untersuchung des Diomedeskultes in römischer Zeit wird gänzlich verzichtet, da Diomedes in dieser Epoche durch seine Verbindung mit Troja für den römischen Gründermythos eine ganz andere Bedeutung innehatte.

Alle Informationen wurden in einem Katatolg zusammengefasst. Die Ortschaften wurden einem der drei folgenden Typen zugeordnet: Heiligtum/Diomedeskult, Städtegründung/Herrschaft und Handlungsort (des Diomedesmythos). Diese Typenzuteilung basiert v.a. auf schriftlichen Quellen, beschreibt die Art der Erwähnung von Diomedes und ist für die anschliessende Synthese von Bedeutung.

 

1.1 Diomedes – vom Held zum Gott

Viele Autoren haben sich bereits mit der mythologischen Gestalt „Diomedes“ auseinandergesetzt (z.B. Andersen 1978). Die folgende Zusammenfassung einiger Aspekte rund um Diomedes dient der besseren Einordnung des Helden und Gottes (vgl. auch Castiglioni 2008, 11f.).

Diomedes war ein Mitstreiter Odysseus‘ im Trojanischen Krieg, wo er im Gefecht Aphrodite verletzte. Dennoch soll er laut Homer eine relativ schnelle und unproblematische Rückreise nach Argos, seiner Heimatinsel, gehabt haben (Homer, Odysee, 3, 180-184). Eine andere Version der Geschichte erzählt hingegen, dass die erzürnte Aphrodite Diomedes‘ Frau Aegialia dazu verleitete, gemeinsam mit deren Geliebten Kometes einen Mordkomplott gegen Diomedes zu schmieden (Scholium in Lychophronem, Alexandra, 610). Diomedes aber entkam und floh nach Daunia (heutiges nördliches Appulia), wo er dem lokalen König Daunus beim Besiegen seiner Feinde half und verschiedene Städte gründete (z.B. Canusium und Argyrippa nach Strabo, Geografika, 6, 3, 9).

Der Tod von Diomedes bleibt ebenfalls unklar. In einer Version gründete er seine eigene Dynastie durch die Heirat mit Daunus‘ Tochter und wurde nach seinem Tod als Gott verehrt (z.B. Appian, Bürgerkriege, VII, 31). Nach Lycophron (Alexandra, 619-624) wurde er von Daunus ermordet, wieder in einer anderen Fassung war Aeneas sein Mörder (Pseudo Aristoteles, de mirabilibus auscultationibus, 79). Gewiss scheint jedoch, dass sich darauf seine trauernden Begleiter in Vögel verwandelten. Dies soll auf einer Insel namens Diomendeia in der Adria geschehen sein, über deren Lage sich die antiken Autoren aber nicht einig sind. Doch die meisten sind sich darin einig, dass die Vögel, da sie selbst Griechen waren, sich den Griechen gegenüber freundlich, Fremden gegenüber jedoch scheu oder gar feindselig verhielten (z.B. Aelian, De natura animalium, 1, 1).

 

2. Diskussion der Quellengruppen

2.1 Archäologischer Nachweis des Diomedeskultes: Möglichkeiten und Grenzen

Die Auflistung der schriftlichen Quellen rund um Diomedes findet sich im Katalog. Damit aufgezeigt werden kann, inwiefern archäologische Funde einen Diomedeskult belegen können und wie die archäologischen Befunde schriftliche Quellen ergänzen, ist es notwendig, die archäologischen Quellen ausführlicher darzulegen. Die Auswahl der hier vorgestellten Quellen erfolgte nicht nach systematischen Kriterien, sondern einzig und allein nach der Existenz der Quellen: Die drei vorgestellten Fundorte sind zurzeit die einzigen archäologisch untersuchten Fundstellen in der Adria, die mit Diomedes in Zusammenhang gebracht werden können.

 

2.1.1 Kap Ploca– Promunturium Diomedis

Das Diomedesheiligtum auf der Halbinsel Hyllis wird im 1. Jh. n. Chr. schriftlich (Plinius d. Ältere, Naturalis Historia, 3, 141) erwähnt. Bereits im 17. Jahrhundert lokalisierte ein lokaler Historiker, Iohannes Lucius, dieses am Kap Ploca (vgl. Bilic Dujmušic 2004, 125). Dies und die spezielle geografische Lage an einem navigationstechnisch wichtigen Punkt veranlasste kroatische Archäologen dazu, das Kap im Jahr 1996 zu sondieren und, aufgrund der dabei zu Tage getretenen Funde, eine Ausgrabung vorzunehmen. Diese gestaltete sich schwierig, da durch die exponierte Lage des Kaps die Erosion weit fortgeschritten und so an den meinsten Sellen keine stratigrafischen Zusammenhänge mehr erkennbar waren. Dennoch wurden die Überreste einer Mauer aus hellenistische Zeit (Abb. 1, Nr. 7) und eine grosse Ansammlung hellenistischer Keramik (Abb. 1, Nr. 8) entdeckt.

Abb. 1: Grabungsplan vom Kap Ploca (Bilic Dujmušic 2004, 129, Fig. 3).

 

Die Mauerreste des mutmasslichen Heiligtums befinden sich auf der höchsten Stelle des Kaps und massen ursprünglich wahrscheinlich 4 x 10 m. Viele der Kleinfunde (wie z.B. eiserne Fingerringe und Münzen unterschiedlicher Herkunft) können als Votivgaben interpretiert werden. Vor allem aber deuten einige der insgesamt 100 kg schweren Keramikfragmente auf Votivgaben hin: Ca. 200 Fragmente enthalten Inschriften, wovon einige den Namen „Diomedes“ nennen (Kirigin 2004, 41ff.).

Abb. 2: Scherben mit Inschrift: ΔΙΟΜΕΔΙ ΔΟΡΟΝ (Bilic Dujmušic 2004, 135, Pl. 1).

 

Die grosse Mehrheit der Gefässe sind Trinkgefässe, andere Gefässtypen sind in geringerer Anzahl vertreten. Es scheint also wahrscheinlich, dass Trinkrituale zu den Kultpraktiken gehörten. Auf jeden Fall verweisen die Gefässe auf religiöse Handlungen, denn anders ist eine solch grosse Menge an griechischer Feinkeramik an einem strategisch wichtigen Punkt kaum zu deuten. Für den definitven Nachweis des Promunturium Diomedis fehlen aber die baulichen Strukturen. Somit bleibt die Lokalisation am Kap Ploca zwar wahrscheinlich, aber nicht bewiesen.

 

2.1.2 Palagruža – Diomedeia?

Die Beschreibung der Diomedes-Insel (auch Diomedeia genannt) durch antike Autoren fällt nicht ganz eindeutig aus. In diesem Fall ist es umso wichtiger, archäologische Quellen zu Rate zu ziehen.

Archäologische Untersuchungen auf Velo Palagruža, der grösseren Insel des Inselarchipels, fanden in den Jahren 1992-1993 (Survey), 1996 und 2002-2008 statt (Kirigin et al. 2010, 65). Dabei wurden die Überreste einer römischen Befestigung (deren genaue Datierung noch aussteht) sowie eine neuzeitliche Kirche (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) entdeckt. Es fanden sich jedoch keine Hinweise auf ein griechisches Heiligtum. Im Gegensatz zum Kap Ploca gibt es auf dem Plateau Salamandrija aber stratifizierte Schichten, von welchen eine auch griechische Keramik enthielt. Diese datiert vornehmlich in den Zeitraum vom 5. bis ins frühe 4. Jh. v. Chr. (vgl. Kirigin et al. 2010, 75). Die Schicht wurde – wohl im Zuge der römischen Umnutzung des Geländes – umgelagert, da sich in ihr prähistorisches mit griechischem und römischem Fundgut mischte. Von den rund 2000 z.T. stark fragmentierten, griechischen Scherben tragen nur wenige eine Inschrift, davon erwähnen mindestens 10 (z.T. unvollständig) den Namen Diomedes (Stand 2010, vgl. Kirigin et al. 2010, 87f., Colonna 1998, 367f.). Der Genitiv θεο auf einer Vase zeigt zudem, dass Diomedes wohl göttliche Ehren zukamen (vgl. Castiglioni 2008, 19).

Abb. 3: Scherbe mit der Inschrift ΔΙΟΜΕΔ (Kirigin et al. 2009, 142, Fig. 3).

 

Da auf den Tremiti Inseln bisher keine archäologischen Funde rund um Diomedes gemacht wurden, spricht die archäologische Evidenz bisher eher dafür, Palagruža als Diomedeia zu interpretieren. Dennoch bleibt die Beweislage dürftig. Aufgrund der archäologischen Quellen darf aber als sicher gelten, dass auf der Insel Aktivitäten zu griechischer Zeit stattfanden, darunter wohl auch kultisch-religiöse Handlungen zu Ehren des vergöttlichten Helden Diomedes.

 

2.1.3 Pferdebestattungen in Venetien – ein Opfer für Diomedes?

Pfederopfer, wie sie Strabo (Geografika 5, 1, 9, 215) für die Veneter beschreibt, sind in der antiken Welt keine Seltenheit (vgl. Prosdocimi 2003, 62-88). Dennoch scheinen die Pferde in Venetien eine ganz besondere Rolle gespielt zu haben: Bereits Strabo (Geografika, 5, 1, 4, 212) berichtet von der Pferdezucht der Veneter und davon, dass sogar Dionysios der Ältere sich für die venetischen Pferde interessierte (vgl. D’Ercole 2000, 14, Gabacurta 2003, 98).

Auch im archäologischen Befund finden sich Nachweise für Pferdeopfer in Venetien: In Altino (in „Fornace“) wurde im Jahr 2000 ein Pferdebestattungsplatz gefunden, in welchem Teile von mindestens 18 Pferden bestattet wurden. Datiert wird das „Heiligtum“ in den Zeitraum zwischen dem späten 6. und dem 2. Jh. (vgl. Fiore et al. 2003, 116).

Ganz in der Nähe dieses Fundorts befindet sich ein weiterer Hinweis auf Pferdeopfer in der Nekropole von „Le Brustolade“, ebenfalls im venetischen Altino. Diese umfasst Gräber vom späten 6. bis zum 2. Jh. v. Chr, wobei Pferde und Menschen in derselben Nekropole bestattet wurden (vgl. Gambacurta 2003, 90ff.). Unter den Grabbeigaben befanden sich u.a. auch Teile von Zaumzeug. Ein Teil der Pferdebestattungen stimmt zeitlich mit der oben zitierten Aussage von Strabo bezüglich Dionysios von Syrakus überein (vgl. Gambacurta 2003, 98).

Es scheint also tatsächlich einen archäologischen Nachweis für die venetischen Pferde zu geben. Dennoch ist in keinem Fall die Verbindung zu Diomedes archäologisch gesichert. Zwar wird Diomedes in der Mythologie stark mit Pferden in Verbindung gebracht, Homer nennt ihn gar „Hippodamnos“, was so viel wie „Pferdezähmer“ bedeutet (vgl. Herring 2009, 91f., Guaitoli 1995, 77ff.). Möglich also, dass Strabo, in seinem Versuch, die venetische Kultur in das griechisch-römische Weltbild zu integrieren, ein real existieren-des venetisches Ritual mit einem bekannten mythologischen Helden in Verbindung brachte. Denn auch die Farbe des Pferdes (weiss) hat einen mythologischen Zusammenhang: Während des trojanischen Kriegs stehlen Odysseus und Diomedes die Pferde des thrakischen Königs Rhesos, der auf der Seite der Trojaner steht. Obwohl eigentlich Odysseus der Pferdedieb ist – Diomedes tötet derweil die Thraker – wird hier explizit die Farbe weiss im Zusammenhang mit Diomedes erwähnt.

Eine ähnliche Erklärung könnte für die Verknüpfung des Diomedes mit Daunien geliefert werden: Herring betont die Wichtigkeit der Pferde für die Region, die sowohl auf Stelen, als auch auf bemalter Keramik und auf Münzen immer wieder auftauchen (vgl. Herring 2009, 91f.).

 

2.2 Quellenkritik

Bevor die Quellen bezüglich Diomedes in der Adria interpretiert werden können, ist es wichtig, einen quellenkritischen Blick auf den Hintergrund der antiken Autoren zu werfen. Es ist anzunehmen, dass antike Autoren wie Skylax, Aristoteles, Strabo oder Plinius der Ältere, die sich der Wissenschaft verschrieben hatten, geografische Begebenheiten wahrheitsgetreu (oder zumindest nach bestem Wissen) wiedergaben. Die mythologischen Verknüpfungen, die sie neuen Orten (ausserhalb ihres angestammten Gebietes) zuschrieben, dienten wohl mehr der Eingliederung dieser Gebiete in das griechische Weltbild. Wie E. Herring schreibt: „As they [die Griechen, Anm. d. Autorin] spread throughout the Mediterranean, Greek communities became increasingly aware of other peoples who, while not part of the Hellenic diaspora, were significant as their neighbours and as political allies or rivals. […] What the Greeks did not do, however, is what a modern anthropologist might, namely listen to, document and give value to local origin stories […]. Instead, they allotted the peoples that they encountered a place within their own worldview, which was built around genealogy and the geography of myth“ (Herring 2009, 88f.). Durch die Verknüpfung eines Ortes mit einem Helden aus der griechischen Mythologie integrierten die Griechen die neuen Sozialpartner und Landschaften in ihr eigenes Weltsystem. Sie drückten damit aber gleichzeitig aus, dass für sie einzig ein zivilisierter griechischer Held als Gründer einer Stadt von Bedeutung in Frage kam (Herring 2009, 89).

Zu römischer Zeit hatten diese Überlieferungen in Bezug auf Diomedes bereits Tradition und es ist wahrscheinlich, dass sie einfach von griechischen Autoren übernommen wurden.

Die wenigen archäologischen Quellen in Dalmatien und Venetien (vgl. Katalog) lassen sich relativ gut mit den schriftlichen Quellen in Beziehung setzen, wenn dies mit der notwendigen Vorsicht geschieht (eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Beispielen findet sich bei Zweifel 2012, 25ff). Das Beispiel von Kap Ploca zeigt, dass schriftliche Quellen bisweilen zur Entdeckung neuer archäologischer Fundstellen führen (und somit schriftliche Quellen bekräftigen können). Im Fall der Diomedes-Insel fehlt der endgültige Nachweis zwar weiterhin, aber die archäologischen Quellen machen eine Lokalisation auf Palagruža zumindest sehr wahrscheinlich. Der Fall der Veneter zeigt schliesslich, dass antike Quellen real existierende Phänomene beschreiben, dass deren Interpretation aber durchaus auch kritisch betrachtet werden muss.

 

2.3 Diskussion

Abb. 1 zeigt eine Übersicht über alle in dieser Arbeit diskutierten Quellengattungen. Es hat sich gezeigt, dass Diomedes, wie bereits von früherern Autoren erkannt, im ganzen Adriaraum seine Spuren hinterlassen hat. Während D’Ercole (2000, 12ff.) und Kirigin/Cace (1998, 71f.) von einem Diomedeskult im ganzen Adriaraum sprechen, bestätigt die genaue Betratung der Quelle diesen Befund nur bedingt: Betrachtet man die Karte genauer, so wird deutlich, dass die meisten schriftlichen Quellen Diomedes als Städtegründer (von Arpi, Brundisium, Beneventum, Canusium, Equus Tuticus, Sipontum, Spina, Venafrum und Venusium) nennen, von einem Kult oder gar einer Kultstätte ist in keiner dieser Quellen die Rede. Auffällig ist, dass nur dort (Ancona, Timavus, Turium, Metapontum, bei den Venetern und beim Promunturium Diomedis) von Kultstätten gesprochen wird, wo Diomedes nicht als Städtegründer auftritt. Und nur in diesen zweiten Fällen ist Diomedes (in Form seines Kultes) auch archäologisch nachweisbar, nämlich am Kap Ploca, auf Palagruža und, wenn auch etwas weniger prägnant, in Venetien (siehe Katalog).

 

Abb 4. : Mit Diomedes in Verbindung gebrachte Orte im Überblick:. Städtegründung laut schriftlichen Quellen (gelber Stern), unsichere Städtegründungen laut schriftlichen Quellen (roter Stern), Heiligtum laut schriftlichen und archäologischen Quellen (oranges Dreieck),  Heiligtum laut schriftlichen Quellen (gelbes Dreieck), Sonstige Erwähnung des Diomedes (gelbes Viereck.1 Thurium, 2 Metapontum, 3 Castrum Minervae, 4 Brundisium, 5 Venusium, 6 Canusium, 7 Sipontum, 8 Luceria, 9 Equus Tuticus, 10 Beneventum, 11 Venafrum, 12 Arpi, 13 Ancona, 14 Spina, 15 Veneter (ohne Ort), 16 Timavum, 17 Promunturium Diomedis, 18 Palagruža (Diomedes-Insel) (Google Earth 2012).

 

Dieser Sachverhalt wirft denn auch die Frage auf, ob es sich bei den mit Diomedes in Verbindung stehenden Ortschaften rund um die Adria tatsächlich um ein und dasselbe Phänomen handelt. Vielmehr scheinen sich räumlich zwei Gruppen zu bilden: Zum einen sind dies Daunien und Süditalien, wo der Held Diomedes als Städtegründer auftritt, zum anderen die nördliche und östliche Adria, wo dem Gott Diomedes ein Kult gewidmet ist. Eine Ausnahme bilden die beiden Heiligtümer von Metapontum und Thurium, deren Situation aber in der Synthese genauer erläutert wird. Dass Spina aus dem Rahmen fällt, kann damit zusammenhängen, dass es ursprünglich nicht zu dieser Gruppe gehörte. Dazu mehr bei Briquel 1987.

Die zeitliche Dimension dieser Gruppierung lässt sich nicht überprüfen, da die Datierung der Schriftquellen (d.h. die Lebenszeit der Autoren) einen terminus ante quem darstellt: Es ist gut möglich – und in den meisten Fällen sogar wahrscheinlich – dass die Autoren auf ältere Quellen zurückgriffen. Ausserdem nimmt die Quantität der Quellen im Laufe der Zeit zu. Es wäre zwar verlockend, die den Kult betreffenden Quellen, die allesamt früher datieren (6.-1. Jh. v. Chr.) als diejenigen Quellen, die die Städtegründungen beschreiben (ab dem 1. Jh. v. Chr.), als frühes Phänomen zu bezeichnen und es gar mit der Phase der griechischen Kolonisation in Verbindung zu setzen. Die Erwähnungen des städtegründenden Diomedes wären dann laut dieser Logik ein römisches Phänomen. Zwar ist das Auftreten des Diomedes (sei es als mythologischer Held oder als Gott) tatsächlich ein Phänomen, das mit der griechischen Kolonisierung der Adria auftritt, genauere Aussagen zur zeitlichen Abfolge lassen sich aber mit der vorliegenden Quellensituation nicht treffen.

 

3. Synthese

Die genaue Betrachtung der Katalogdaten hat zwei räumlich getrennte Phänomene ergeben: Diomedes als Städtegründer (im Folgenden als „Diomedesmythos“ bezeichnet) und Diomedes als vergöttlichter Mittelpunkt von Kulthandlungen (im Folgenden als „Diomedeskult“ bezeichnet). Betrachten wir zuerst den Diomedesmythos, die grössere der beiden Gruppen. Diese Diomedeserwähnungen sind alle ursprünglich ein Versuch der antiken Autoren, neu zum Interaktionshorizont hinzukommende Orte ins antike Weltbild einzugliedern (siehe Kapitel 2). Dafür spricht auch, dass viele Elemente der Diomedeslegende (Allianz mit der einheimischen Elite, Besitzergreifung von Land durch die Griechen und der daraus entstehende Konflikt) typische Charakteristika für die Beziehung der griechischen Kolonisten mit den Einheimischen sind, die sich laut D’Ercole (2000, 20) teilweise sogar im archäologischen Spurenbild zeigen. Wie kommt es aber, dass eine solch grosse Anzahl Städte im daunischen Raum ausgerechnet mit Diomedes in Verbindung gebracht werden? Eine mögliche und auch die am längsten in der Forschung kursierende Erklärung für das Phänomen ist die Verknüpfung von Diomedes mit einer Figur der einheimischen Mythologie, „probabely connected with horses“ (Beaumont 1936, 195. Zu Diomedes‘ Verbindung mit Pferden siehe Herring 2009, 91f., Guaitoli 1995, 77ff.). Dafür spricht das häufige Auftreten von Pferden auf daunischen Stelen.

Ein weiteres Erklärungsmuster liefert Braccesi, in dem er die Verbreitung des Diomedesmythos als Propagandafeldzug des Dionysios von Syrakus deutet, die dessen Expansionen legitimieren soll (Braccesi 1979, 59; 185-246, 1989, 57-64). Die Verbindung rührt v.a. daher, dass Diomedes den „mythische Gründervater“ der Stadt Ancona darstellt, deren tatsächlicher Gründer wohl Dionysios war. Ausserdem schreibt Strabo explizit von Dionysios‘ Interesse an den venetischen Pferden, die er mit Diomedes in Verbindung bringt, was das Argument Braccesis zu unterstützen scheint.

Eine weitere These bringt Diomedes mit Alexander I. von Epirus, dem Onkel Alexanders des Grossen, und dessen Italienexkursion in Verbindung. Wichtigstes Argument dafür bildet ein Volutenkrater von Neapel der die Diomedeslegende darstellt und von einem Maler des Darius III um 340/320 v. Chr. in Tarent gemalt wurde, möglicherweise zur Darstellung der Siege Alexander des Grossen im Orient (vgl. D’Ercole 2000, 20).

Keine dieser drei Thesen ist vollends befriedigend. Am Wahrscheinlichsten erscheint eine Kombination: Möglich ist, dass griechische Kolonialisten bereits früh eine einheimische mythologische Gestalt aufgrund ihrer Verbindung zu Pferden mit Diomedes in Verbindung brachten. Dieser Umstand wurde von späteren Herrschern gezielt als Propagandamittel eingesetzt, wobei möglicherweise auch neue Orte dazu kamen. Da die in dieser Arbeit verwendeten Schriftquellen in Bezug auf die Städtegründungen aus einer späteren Zeit stammen (nämlich frühestens aus dem 1. Jh. v. Chr.), lässt sich der aus verschiedenen Elementen zusammengewachsene Gründungsmythos kaum mehr fundiert „auseinanderdividieren“, wenn man nicht vollends in die Spekulation abdriften will.

Klar bleibt aber, dass die angeblich von Diomedes gegründeten Orte durch die Verbindung mit demselben zu einem Teil der griechischen (und später römischen) Welt wurden. Diese These bestätigt sich geradezu in der Abwesenheit materieller Nachweise des Diomedeskultes in diesem Raum: Die Aufnahme Dauniens in das griechische Weltbild stellte einen konzeptuellen Akt dar, der v.a. für die Griechen selbst von Bedeutung war. Die einheimischen Daunier waren wohl primär am materiellen Austausch interessiert, kulturelle Konzepte waren zumindest anfangs eher sekundär.

 

Abb. 5: Klassifikation der mit Diomedes in Verbindung gebrachten Orte in die Gruppen „Kult“ und „Mythos“.

 

Kommen wir zur zweiten Gruppe, dem Diomedeskult. Dieser hinterliess im Gegensatz zum Diomedesmythos archäologische Spuren. Hier lassen sich zwei verschiedene Phänomene (siehe Abb. 2) unterscheiden: Das erstere, der „tatsächliche“ Kult, stellt eine griechische religiöse Praxis dar, die von Griechen ihm Rahmen ihrer religiösen Vorstellungen ausgeübt wurde. Dies bestätigen die Funde von Palagruža und am Kap Ploca. Insbesondere die Inschriften auf den Gefässen am Kap Ploca, die die Opfernden beim Namen nennen, zeigen auf, dass diese entweder Griechen oder graecisierte Illyrer waren (vgl. Bilic-Dujmušic 2004, 134). In diesem Fall ist es tatsächlich berechtigt, von einem eigentlichen Diomedeskult zu sprechen, denn nur an den beiden kroatischen Fundstellen wurde ein kultische Handlung, wie sie in den schriftlichen Quellen erwähnt wird, auch tatsächlich archäologisch nachgewiesen.

Ausserdem ist die Präsenz der Griechen in Kroatien mit den Kolonien (z.B. auf Issa und Pharos) gut belegt, was die Anwesenheit eines griechischen Kultes erklärt (vgl. z.B. Cabanes 2008).

Möglicherweise können auch die beiden Ortschaften Thurium und Metapontum dem tatsächlichen Kult zugerechnet werden, auch wenn der archäologische Nachweis bisher fehlt. Dennoch waren beide Ortschaften zur Zeit der Entstehung des hier verwendeten Ausschnitts der Scholia Vetera zu Pindars Nemeischen Oden bereits griechische Kolonien und somit Teil des griechischen Interaktionsraumes. Es wäre also durchaus möglich, dass Diomedes von den griechischen Kolonialisten als Gott verehrt wurde. Es bleibt abzuwarten, ob allenfalls zukünftige archäologische Untersuchungen diesen Befund bestätigen.

Die zweite Untergruppe, die Erwähnungen des Diomedeskults in Ancona und in Venetien (inklusive Timavum), ist ein Ausdruck der interpretatio graeca: Aus Ancona sind keinerlei archäologische Funde bekannt. Die Abbildung eines Tempels in Küstennähe auf der Trajanssäule aus dem 2. Jh. n. Chr. lässt sich aufgrund der grossen zeitlichen Distanz nur schwer mit der schriftlichen Überlieferung von Pseudo-Skylax aus dem 6. Jh. v. Chr. in Verbindung bringen. Wahrscheinlicher scheint es, dass Pseudo-Skylax eine einheimische Gottheit der Umbrier als Diomedes interpretiert hat – zur griechischen Kolonie wird Ancona erst im 4. Jh. v. Chr. durch Dionysios von Syrakus.

Aus Venetien sind zwar archäologische Überreste (Pferdegräber) bekannt, die mit den von Strabo beschriebenen kultischen Handlungen übereinstimmen. Aber die lassen sich nicht direkt mit Diomedes in Verbindung bringen. Das ist ein klassischer Fall der interpretatio graeca: Ein beobachtetes einheimisches Ritual wird mit demjenigen griechischen Gott in Verbindung gebracht, der die ähnlichsten Attribute aufweist.

Die Zuweisung von Timavum bleibt unklar, wahrscheinlich gehört es aber (schon rein aufgrund seiner Nähe zu Venetien) zur Untergruppe der interpretatio graeca. Mit dieser Interpretation ergibt sich die Möglichkeit, das Phänomen "Diomedes in der Adria" auch anders zu gliedern (siehe Abb. 6):

Abb. 6: Versuch einer Gliederung des Phänomens „Diomedes in der Adria“.

 

In die Gruppe „Diomedeskult“ fallen dabei die beiden kroatischen Fundstellen Palagruža und Kap Ploca, alle anderen kann man unter einem Versuch der antiken Griechen, die bekannte Welt zu gliedern, zusammenfassen.

Welche Gliederung auch gewählt wird, diese Arbeit hat gezeigt, dass es sich beim Diomedes in der Adria nicht um ein, sondern um mindestens zwei verschiedene Phänomene handelt, die noch weiter ausdifferenziert werden können.

 

3.1 Ausblick

Trotz ausführlichen Recherchen kann nicht ausgeschlossen werden, dass die eine oder andere Quelle mangels gut zugänglicher Publikation nicht erfasst wurde. Der Katalog ist daher auch nicht als abgeschlossenes Werk gedacht, sondern bedarf bei verbesserter Quellengrundlage durch zukünfigte Forschungen selbstredend einer Erweiterung.

Nicht geklärt werden konnte ausserdem der genaue Charakter und Ablauf des Diomedeskultes. Die Funde von Palagruža und vom Kap Plo?a lassen vermuten, dass Libationsopfer (und eventuell dazugehörige Trinkgelage?) eine wichtige Rolle spielten und dass der Kult ausserdem mit der Seefahrt verbunden war, zumal auch die beiden nur schriftlich bezeugten Kultorte Metapontum und Thurium an der Küste lagen. Es wäre sicherlich spannend, Zeugnisse des Kults aus Griechenland selbst zu untersuchen und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu fragen. Dies könnte auch aufzeigen, ob die hier vorgenomme Zuweisung der oben genannten Orte zum Diomedeskult weiter bekräftigt werden kann oder revidiert werden muss.

 

4. Katalog

 

4.1 Städtegründung

 

Arpi (Foggia), 1. Jh. v. Chr.

Schriftliche Quellen: Vergil, Aeneis, 11, 243-247 / Maurus Servius Honoratius, Aeneiskommentar, 11, 246 / Strabo, Geografika 6, 3, 9, 283-284 / Plinius der Ältere, Naturalis historia, 3, 104

Archäologische Quellen: Aus Arpi sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: D’Ercole 2000, 12; Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 194.

 

Beneventum (Benevento), 1. Jh. v. Chr.

Schriftliche Quellen: Vergil, Aeneis, 8, 9-13 / Maurus Servius Honoratius, Aeneiskommentar, 8, 9 und 11, 246.

Archäologische Quellen: Aus Beneventum sind keine archäologischen Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 194.

 

Canusium (Canosa di Pugila), 1. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Strabo, Geografika 6, 3, 9, 283-284 / Maurus Servius Honoratius, Aeneiskommentar, 11, 246

Archäologische Quellen: Aus Canusium sind keine archäologischen Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: D’Ercole 2000, 1; Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 195.

 

Sipontum / Sipus (Siponto), 1. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Strabo, Geografika 6, 3, 9, 284

Archäologische Quellen: Aus Sipontum sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: D’Ercole 2000, 12; Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 194.

 

Spina (nahe Comacchio), 1. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Plinius der Ältere, Naturalis historia, 3, 120

Archäologische Quellen: Aus Spina sind in Bezug auf Diomedes keine archäologischen Quellen bekannt.

Literatur: Castiglioni 2008, 22; Kirigin/Cace 1998, 70; Briquel 1987, 241ff.; Beaumont 1936, 194.

 

Brundisium (Brindisi), 2. (3.) Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Marcus Junianus Justinus, Epitoma Historiarum Philippicarum, 12.2.2

Archäologische Quellen: Aus Brundisium sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Herring 2009, 87; D’Ercole 2000, 14; Beaumont 1936, 194.

 

Equus Tuticus (Castel Franco?), 4. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Maurus Servius Honoratius (spätes 4. Jh.), Aeneiskommentar, 8, 9

Archäologische Quellen: Aus Equus Tuticus sind keine archäologischen Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Beaumont 1936, 194.

 

Venafrum (Venafro), 4. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Maurus Servius Honoratius, Aeneiskommentar, 11, 246

Archäologische Quellen: Aus Venafrum sind keine archäologischen Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 194.

 

Venusium (Venosa), 4. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Maurus Servius Honoratius, Aeneiskommentar, 11, 246

Archäologische Quellen: Aus Venusium sind in Bezug auf Diomedes keine archäologischen Quellen bekannt.

Literatur: Kirigin/Cace 1998, 70; Beaumont 1936, 195.

 

 

4.2 Heiligtum / Diomedeskult

 

Ancona (Ancona), 6. Jh. v. Chr?

Schriftliche Quellen: Pseudo-Skylax, Periplus, 16

Archäologische Quellen: Eine Abbildung der Stadt Ancona auf der Trajanssäule stellt möglicherweise den Diomedestempel dar, der aus antiken Schriftquellen bekannt ist. Da Pseudo-Skylax den Diomedestempel als charakteristisches Merkmal der Stadt angibt, könnte daraus geschlossen werden, dass sich der Diomedestempel, wie auf der Trajanssäule dargestellt, an prominenter Lage am Hafen befand (vgl. Coppola 1993, 189ff.). Archäologisch lässt sich diese ikonographische Analyse allerdings nicht bestätigen.

Literatur: Castiglioni 2008, 12; Kirigin/Cace 1998, 70; Colonna 1993, 189ff.; Beaumont 1936, 194.

 

Palagruža, 6.-4. Jh. v. Chr. (archäolog.), 1. Jh. v. Chr.-12. Jh. n. Chr. (schriftl.)

Schriftliche Quellen: Strabo, Geografika, 6, 3, 9 / Dionysius Periegetes, 481-486

Ferner: Ibycus nach Pindar, Nemeische Ode 10, 12 / Scholia in Lycophron, Alexandra, 594 / Theophrastus, Historia Plantorum, 4, 5, 6 / Pseudo-Aristoteles, De mirabilibus auscultationibus, 79.

Zur Frage nach der Identifikation der Diomedes-Insel siehe Kirigin/Cace 1998, 66ff. et al. 2010, 65ff., Castiglioni 2008, 18ff., Colonna 1998, 363ff.

Archäologische Quellen: Archäologische Untersuchungen auf der Insel Palagruža brachten zwar keine baulichen Strukturen eines Diomedesheiligtums zu Tage. In einem umgelagerten Mischhorizont wurde aber eine grössere Menge attische Keramik gefunden. Einige Fragmente tragen eine Weihinschrift an Diomedes, was auf religiöse Rituale im Zusammenhang mit Diomedes hindeutet.

Literatur: Castiglioni 2008, 9ff.; Colonna 1998, 363ff.; Kirigin/ Cace 1998, 63ff.; Gaffney/Kirigin 2006; Krigin 2003, 367ff.; Kirigin et al. 2005, 251ff.; 2009, 137ff.; 2010, 65ff.

 

Kap Ploca (rt. Ploca), 4.-1. Jh. v. Chr. (archäolog.), 1. Jh. n. Chr. (schriftl.)

Schriftliche Quellen: Plinius der Ältere, Naturalis Historia, 3, 141.

Archäologische Quellen: Bei Ausgrabungen im Jahr 1996 wurden Überreste einer möglicherweise hellenistischen Mauer und eine Ansammlung mit ca. 100 kg hellenistischer Keramik gefunden. Darunter tragen mindestens 30 eine Weihinschrift für Diomedes.

Literatur: Bilic Dujmušic? 2002, 485ff.; 2004, 123ff.; Cace/Seselj 2005, 163ff.; Castiglioni 2008, ff.; Kirigin/Cace 1998, 63ff.

 

Thurium (Corigliano Calabro), 4./3. Jh. v. Chr.

Schriftliche Quellen: Scholia Vetera in Pindari Carmina, Scholia in Nemeonicas 10, 12

Archäologische Quellen: Aus Thurium sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Notarangelo 1999, 453ff.; Beaumont 1936, 194.

 

Metapontum (Metaponto), 4./3. Jh. v. Chr.

Schriftliche Quellen: Scholia Vetera in Pindari Carmina, Scholia in Nemeonicas 10, 12

Archäologische Quellen: Aus Metapontum sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Notarangelo 1999, 453ff.; Beaumont 1936, 194.

 

Bei den Ventern, 1. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Strabo, Geografika 5, 1, 9, 215

Archäologische Quellen: In Ventien wurden Überreste von Pferdegräbern gefunden, die möglicherweise auf Pferdeopfer hindeuten könnten.

Literatur: Šašel Kos 2008, 9-24; Prosdocimi 2003, 66f.; D’Ercole 2000, 11ff.; Riedel 1984, 227ff; Beaumont 1936, 194.

 

Timavum (Timavo), 1. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Strabo, Geografika 5, 1, 8, 214

Archäologische Quellen: Aus Timavum sind keine archäologische Quellen in Bezug auf Diomedes bekannt.

Literatur: Kirigin/Cace 1998, 7; Degrassi 1962, 709ff.

 

 

4.3 Handlungsort

 

Castrum Minervae (Castro), 4. Jh. n. Chr.

Castrum Minervae (Castro), 4. Jh. n. Chr.

Schriftliche Quellen: Marius Servius Honoratius, Aeneiskommentar, II, 166

Archäologische Quellen: Vom Castrum Minervae sind keine archäologische Quellen bekannt.

Literatur: Beaumont 1936, 195.

 

5. Bibliografie

Bilic Dujmušic 2004

S. Bilic Dujmušic, Excavations at Cape Ploca near Šibenik, Croatia. Hesperìa 18, 2004, 123-140.

 

Bottini 1992

A. Bottini, La Magna Grecia in epoca pre-romana. Dialoghi di archeologia 10/1-2, 1992, 15-20.

 

Braccesi 1979

L. Braccesi, Grecità adriatica. Un capitolo della colonizzazione greca in occidente (Bologna 1979).

 

Braccesi 1989

L. Braccesi, Ancora sulla colonizzazione siracusana in Adriatica (Dionigi, Diomede e i Galli). AttiCon Tra Sicilia e Magna Grecia. Aspetti di interazione culturale nel IV sec. a.C. (Napoli 1987) (Napoli 1989) 57-64.

 

Briquel 1987

D. Briquel, Spina condita a Diomede. La Parola del Passato : Rivista di Studi antichi, 1987, 241-261.

 

Cabanes 2008

P. Cabanes, Greek Colonisation in the Adriatic. In: G.R. Tsetskhladze (Hrsg.), Greek Colonisation. An Accout of Greek Colonies and Other Settlements Overseas 2 (Leiden/Boston 2008) 155-186.

 

Cace/Seselj 2005

S. Cace/L. Seselj, Finds from the Diomedes’ Sanctuary on the Cape Plo?a: New Contribtuions to the Discussion about the hellenistic period on the East Adriatic. In: Illyria Antiqua. Ob honorem duje Rendic-Miocevic. Radovi s medunarodnoga skupa o problema anticke arheologue. Zareb, 6.-8. XI. 2003 (Zagreb 2005) 163-186.

 

Castiglioni 2008

M. P. Castiglioni, The Cult of Diomedes in the Adriatic: Complementary Contributions from Literary Sources and Archaeology. In: J. Carvalho (Hrsg.), Bridging the Gaps: Sources, Methodology and Approaches to Religion in History (Pisa 2008) 9-28.

 

Colonna 1998

G. Colonna, Pelagosa, Diomede e le rotte dell’Adriatico. Archeologia calssica 50, 1998, 363-378.

 

Coppola 1993

A. Coppola, I due templi Greci di Ancona. Per l’iconografia della Colonna Traiana. Hespeìa 3, 1993, 189-192.

 

D’Ercole 2000

M.C. D’Ercole, La Légende de Diomède dans l’Adriatique préromaine. In: Ch. Deplace/F. Tassaux, Les cultes polythéistes dans l’Adriatique romaine (Bordeaux 2000) 11-26.

 

Degrassi 1962

A. Degrassi, Scritti vari di antichità. Raccolti da amici e allievi nel 75° compleanno dell’Autore (Roma 1962) 709-722.

 

Gaffney / Kirgin 2006

V. Gaffney, B. Kirgin (Hrsg.), The Archaeologica Hertiage of Vis, Biševo, Svetac, Palagruža and Šolta. The Adriatic Islands Project 3. BAR Interational Series 1492 (Oxford 2006).

 

Guaitoli 1995

M.T. Guaitoli, Il culto „incrociato“ di due eroi – Reso e Diomede –: cavalli, regalità e sacrificio. Ocnus 3, 1995, 77-86.

 

Herring 2009

E. Herring, Diomedes and Daunia. A Greek origin story for a south Italian place. Accordia Research Paper 11, 2009, 81-94.

 

Kirigin/Cace 1998

B. Kirigin/S. Cace, Archaeological Evidence for the Cult of Diomedes in the Adriatic. Hesperìa 9, 1998, 63-110.

 

Kirigin 2003

B. Kirgin, Palagruža Godine 2002. Preliminarni izvještaj s arheoloških iskopavanja. Opuscula Archaeologica Radovi Arheološkog zavoda 27/1, 2003, 367-378.

 

Kirigin et al. 2005

B. Kirigin, Palagruža godine 2004. Preliminarni izvještaj s iskopavanja. Vjesnik za arheologiju i povijest dalmatinsku 98/1, 2005, 251-260.

 

Kirigin et al. 2009

B. Kirigin et al., Palagruža – The Island of Diomedes – and Notes on Ancient Greek Naviagtion in the Adriatic. In : St. Forenbaher (Hrsg.), A Connecting Sea : Maritime Interaction in Adriatic Prehistory. BAR Interational Series 2037. Oxford 2009, 137-155.

 

Kirigin et al. 2010

B. Kirigin et al., Palagruža – The Island of Diomedes. Summary Excavation Report 2002-2008. Hesperìa 25, 2010, 65-91.

 

Lepore 1980

E. Lepore, Diomede. In: L’epos greco in Occidente. Atti 19° CSMG, Tarente 1979 (Tarent 1980), 113-132.

 

Notarangelo 1999

M.L. Notarangelo, Diomede a Turi e a Metaponto. Per una rilettura di schol. ad Pind. Nem. X 12. In: Atti di 17º Convegno nazionale sulla preistoria, protostoria, storia della Daunia. San Severo, 6, 7, 8 dicembre 1996. La Daunia romana. Città e territorio dalla romanizzazione all'età imperiale (San Severo 1999) 453-458.

 

Prosdocimi 2003

A.L. Prosdocimi, Sul sacrificio del cavallo in alcune fonti di tradizioni indoeuropee. In: G. Cresci Marrone, M. Tirelli, Produzioni, merci e commerci in Altino preromana e romana. Atti del convengo Venezia 12-14 dic. 2001. Studi e ricerche sulla Gallia cisalpine 17 = Altinum. Stud. di arch., epigr. e storia 3 (Roma 2003) 62-88.

 

Riedel 1984

A. Riedel, The paleovenetian horse of Le Brustolade (Altino). Studi Etruschi 52, 1984, 227-256.

 

Šašel Kos 2008

M. Šašel Kos, The Story of the greatful wulf and the Venetic horses in Strabo’s Geografy. Studia Mythologica Slavica 11, 2008, 9-24.

 

Zweifel 2012

U. Zweifel, Diomedes in der Adria. Vergleich archäologischer und schriftlicher Quellen. Unpubl. Seminararbeit am Historischen Seminar, Abt. für Ur- und Frühgeschichte, Universität Zürich, Frühlingssemester 2012.