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Institut für Archäologie Prähistorische Archäologie

  • Igor Medaric bei Messungen auf dem Schaltenrain
  • Aussicht auf das Seeland
  • Begehung mit Studierenden im Grossholz

ArchSeeLand

Abstract

ArchSeeLand ist ein interdisziplinäres archäologisches Grundlagenforschungsprojekt, das sich der Landschafts- und Siedlungsarchäologie einer ausgewählten Region zwischen Juragebirge und Alpenbogen, dem sogenannten Seeland im Bereich Aare-Murtensee-Neuenburgersee-Bielersee, widmet. Diese Gegend bildet in vielfacher Hinsicht eine historische Schlüsselregion – quellenkundlich, siedlungsräumlich, landwirtschaftlich, kommunikationstechnisch –, deren archäologisches Potential nicht hinreichend erfasst ist. Das Projekt ist fachüber- greifend angelegt, verfolgt eine breite diachrone Perspektive und ist methodisch innovativ. Sein Ansatz ist interdisziplinär, insofern über traditionelle archäologische Quellen- und Auswertungsarbeiten hinaus eine ganze Reihe von (human-)geographischen und (human-)ökologischen Aspekten einfliessen, die sich mit den Stichworten Landschaftskonstruktion, human impact und Ressourcenkultur umreissen lassen. In seiner diachronen Perspektive verfolgt es eine Zeitspanne von gut tausend Jahren (Mittelbronzezeit bis Beginn Latènezeit), die von kulturgeschichtlichen Umwälzungen europäischer Dimension, wie etwa die Herausformung hierarchisierter eisenzeitlicher Gesellschaften, aber auch stärker regionalisierte Prozesse, etwa die bronze- zeitlichen Zyklen der Besiedlung von Seeufern und die Monumentalisierung der Landschaft mit Grabhügeln, gekennzeichnet ist. In methodischer wie auch interpretativer Hinsicht betritt das Projekt ein Stück Neuland. Der Einsatz grossräumiger LiDaR-Bildauswertung und die nachfolgende geophysikalische und archäologische Prospektion von Verdachtsflächen auf den bewaldeten Molassehügelzügen des Schweizer Mittellandes (Stichwort “Waldarchäologie”) ist im Vorprojekt “Eisenzeitliche Siedlungslandschaft am Jurasüdfuss (BE)” getestet worden, ansonsten aber bisher in der Schweizer Archäologie kaum zum Einsatz gekommen. GIS- gestützte Verfahren zur Visualisierung räumlicher, zeitlicher und ökologischer Zusammenhänge werden in der Archäologie zwar mittlerweile vielfach eingesetzt, doch geht das Projekt in der Modellierung von Siedlungs- gefügen, sozio-ökonomischen Netzwerken und Landschaftsentwicklungen entscheidende Schritte weiter. Das Projekt ist in mehrere Teile gegliedert, die parallel zueinander entwickelt werden und in vielfacher Hinsicht ineinandergreifen. Es ist insgesamt dezidiert auf Nachwuchsförderung ausgerichtet: eine Postdoc-Qualifikationsstelle fokussiert auf das Thema Prospektion, insbesondere geophysikalische Prospektionen in Waldgebieten, und das Potential waldarchäologischer Forschungen; zwei Dissertationen widmen sich der Siedlungsgeschichte und Landschaftsentwicklung, einerseits aus einer eher archäologischen Perspektive, mit Bezugnahme auf den grossen Bestand an Grabhügeln und Prospektionsdaten zu Siedlungen und Verkehrswegen (“systems & networks”), andererseits mit einer humanökologischen Betrachtungsweise der Landschafts- entwicklung (“human-modified landscapes”) mit Bezugnahme auf klimatische und naturräumliche Proxies. Ergänzend dazu werden ein Projekt-GIS aufgebaut sowie Feldarbeiten mit studentischer Beteiligung für mehrere kürzere Kampagnen vorbereitet und durchgeführt, was zahlreiche Praktikumsmöglichkeiten für angehende Forscher:innen bietet (zu erwähnen ist hier auch der Einbezug von Laienforscher:innen). Kostenneutral für den SNF sind ferner zwei Masterarbeiten, einerseits zum archäologischen Quellenbestand der Region und andererseits als dendroarchäologische Grundlage für die zweite Dissertation, im Projekt eingebunden. Die Integration von Kultur- und Umweltdaten ermöglicht sozialarchäologische und humanökologische Vertiefungen, nicht nur zu Fragen etwa der Gliederung von Gesellschaften, der Klimaabhängigkeit von prähistorischen Populationen oder des human impact, sondern generell zur Gestaltung und Entwicklung der Landschaft und zum Einsatz von Ressourcen. Diese Themenbereiche schlagen Brücken zu drängenden nationalen und inter- nationalen Gegenwartsproblemen.

Dauer

2023 bis 2026

Weiterführende Informationen

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Kontaktperson

Prof. Dr. Philippe Della Casa
Projektverantwortlicher