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Zusammen mit dem Theater, einem Peristylgebäude und weiteren Kleinbauten bilden die beidseits des Theaters gelegenen sogenannten Naiskoi D, E und F ein städtebauliches Ensemble, das im Hellenismus errichtet wurde und bis in die römische Kaiserzeit in Benutzung war. Auffällig an der Anlage ist der mehrfach und an prominenter Lage vorkommende Gebäudetyp des ‘Naiskos’, dessen Funktion nicht eindeutig festgelegt ist.
Die bauhistorische und typologische Untersuchung der drei Gebäude führte zu neuen Ergebnissen bezüglich ihrer Baugeschichte, Architektur und Nutzung. Die im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. errichteten Prostyloi weisen Unterschiede in ihren Proportionen, den bautechnischen Details und ihrer Ausstattung auf. Die Befunde zur Innenausstattung deuten darauf hin, dass zu der ursprünglich vorwiegend sakralen Funktion im Laufe der Zeit die Nutzung als Speiseräume hinzu kam, bzw. in den Vordergrund trat. Daraus ergeben sich auch für die Gesamtanlage neue Erkenntnisse. Das als Heiligtum zu deutende Ensemble ist nicht auf der Grundlage eines übergeordneten Entwurfs entstanden, sondern erfuhr im Hellenismus einen Ausbau, der möglicherweise mit einem Bedeutungswandel einherging. Anhand der eingehenden Erforschung der drei ‘Naiskoi’ in Aigeira konnte damit die Rolle dieses häufig in hellenistischen Heiligtümern vorkommenden Bautyps im Kontext der Gesamtanlage exemplarisch ausgelotet werden.
Erstbetreuer: Prof. Dr. Christoph Reusser
Zweitbetreuer: Prof. Dr.-Ing. Alexander von Kienlin
A. Tanner, Three Hellenistic ‘Naïskoi’ in the Theatre Area at Aigeira: Small Buildings in the Context of an Urban Sanctuary, in: P. Sapirstein – D. Scahill (Hrsg.), New Directions and Paradigms for the Study of Greek Architecture: Interdisciplinary Dialogues in the Field (Leiden 2020) 74-87
A. Tanner, Die ‘Naiskoi’ D und E im Theaterbereich von Aigeira, in: W. Gauss (Hrsg.), Forschungen im Bereich des Theaters von Aigeira, 2011–2018. Aigeira II (Die österreichischen Ausgrabungen von Aigeira in Achaia) (im Druck)
W. Gauss – R. Smetana – J. B. Rutter – C. Regner – K. Rusch – H. Stümpel – W. Rabbel – F. Ruppenstein – J. Heiden – M. Leibetseder – A. Tanner – C. Hinker, Aigeira 2013–2014. Bericht zu Aufarbeitung und Grabung, Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien 84, 2015, 11–50