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Herakleia Sintike ist derzeit eins der jüngsten Grossprojekte und gleichzeitig eine der am intensivsten erforschten archäologischen Stätten in Bulgarien. Die Stadt liegt an der Grenze der römischen Provinz Makedonien (nahe dem heutigen Dorf Rupite) und ist der wichtigste Beweis für die Entwicklung des Gebiets in der Antike. Herakleia war ein progressives Zentrum, das höchstwahrscheinlich in der Zeit von Philipp II. von Makedonien entstand. Ihre Entwicklung kann chronologisch über mehrere Jahrhunderte verfolgt werden und hat eine archäologisch nachweisbare Blütezeit in der römischen Periode. Am Grabungsplatz sind bislang das Forum mit mehreren Schreinen entdeckt worden und die Untersuchungen brachten einige der spektakulärsten Funde der letzten Jahre in der bulgarischen Archäologie ans Licht, z. B. den spätrömischen Goldschmuck, Statuenfragmente wie den Marmorkopf einer Frau usw. Heute befinden sie sich im Museum von Petrich in der neulich eröffneten permanenten Ausstellung. Dazu gehören auch neue Inschriften, die historische Lücken füllen. Die jüngsten Ausgrabungen zeigen eine starke Aktivität auf der sogenannten Akropolis neben der Stätte. Das Postdoc-Projekt basiert auf dem numismatischen Material aus der archäologischen Stätte Herakleia Sintike. Ihre facettierte Auswertung soll den Reflexionsgrad der römischen Massnahmen zur Provinzbildung und Grenzziehung in Makedonien in dem Münzumlauf bestimmen. Ein besonderer Akzent wird auf die Veränderungen in der Republikanischen Zeit gesetzt. Die Entwicklung der Zirkulation soll aber durch weitere Untersuchungen auf verschiedenen chronologischen Ebenen verfolgt werden, um wirtschaftliche Zusammenhänge, politische Einflüsse und kulturelle Interaktionen im Kreuzungsgebiet Sintike festzustellen.
Das numismatische Material der Fundstelle spiegelt die Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen Milieu. Es umfasst nach dem aktuellen Stand etwa 3000 Münzen. Diese Menge an Objekten bildet eine solide Basis für statistische und geopolitische Auswertungen. Die Ergebnisse werden Informationen über die chronologische Entwicklung der Zirkulation im Gebiet und über die Veränderungsprozesse im näheren geographischen Umfang der Kontakte liefern. Beachtet werden zusätzlich Modifikationen der Ikonographie und sonstiger Parameter (Münzfuss, Nominalsysteme) in den lokalen Prägungen, um die Auswertung zu komplementieren. Als zentrale Fragestellung behandelt die Studie den Wandel in der republikanischen Zeit. Der Umfang der obengenannten Aspekte wird eine vielseitige Perspektive der römischen Massnahmen bei der Integration neuer Provinzen abbilden. Die Münzprägungen spiegeln die Romanisierung und sind die Grundlage für die Theorien zur römischen politischen Autorität in den griechischen Territorien. Das Phänomen der Abgrenzung lässt sich noch in topographischen und städtebaulichen Strukturen beobachten. Ausgewählte, mit anderen Stätten vergleichbaren Charakteristiken solcher Strukturen sollten im Zusammenhang mit dem numismatischen Material untersucht werden. Die Synthese von Demarkationsmerkmalen lässt sich durch die Zusammensetzung unterschiedlicher Quellengattungen nachvollziehen. Erst nach der ersten Autopsie des numismatischen Materials können ihre Variablen (Einführung oder Auftreten kultureller Elemente wie religiöse Merkmale, Abweichungen bei Keramikanalysen usw.) angemessen verglichen werden. Das Projekt ist eine anlaufende Kooperation zwischen der Universität Zürich und dem Nationalen Archäologischen Institut mit Museum zur Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Es wird im Rahmen der Postdoc-Spezialisierung der Assistentin Hristina Ivanova-Anaplioti mit Unterstützung von PD Dr. Lyudmil Vagalinski entwickelt.