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Du bist Geschäftsinhaberin und -leiterin von Archäotektur, was beinhaltet diese Tätigkeit?
Für meine zweite (Arbeits-)Lebenshälfte habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Ich verspürte den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung und sah es als guten Zeitpunkt, um eine neue Firma in den Bereichen Archäologie und Bauforschung aufzubauen. Als Geschäftsinhaberin und -leiterin von Archäotektur bin ich sowohl für die strategische Ausrichtung und administrative Führung der Firma als auch für die organisatorische und inhaltiche Projektarbeit zuständig. Diese ganzheitliche, selbstbestimmte und selbstverantwortliche Arbeitsweise ist anspruchsvoll und unglaublich schön. Es gibt tolle kreative Momente, wenn bspw. eine neue Weihnachtskarte gemacht werden soll oder eine Hausgeschichte erforscht wird. Spannend ist es aber auch, einen Projektplan oder den Jahresabschluss zu machen. Zudem schätze ich den Austausch mit Kundinnen und Kunden sehr und unterstütze sie gerne mit meinem Fachwissen bei ihrer Arbeit.
Was hast du studiert und wann hast du abgeschlossen?
Ich habe von 2002 bis 2013 studiert und mit Klassischer Archäologie, Mittelalterarchäologie und Alter Geschichte abgeschlossen. Während des Studiums habe ich meinen Schwerpunkt von Altertumswissenschaften auf Archäologie verlegt.
Wem würdest du das Studium empfehlen?
Allen, die Interesse haben, besonders wenn man gerne draussen und wetterfest ist. Das Studium ist vielfältig und hat ein relativ konkretes Berufsbild.
Was hast du während des Studiums getan?
Während des Studiums habe ich gearbeitet und mir es so auch finanziert. Glücklicherweise bekam ich für Grabungseinsätze frei. Ich nahm an Forschungsgrabungen der Universität Zürich in Sizilien und der École suisse d’archéologie en Grèce (ESAG) auf Euböa teil und konnte als Ausgräberin auf einer Ausgrabung der Kantonsarchäologie Aargau arbeiten.
Wie bist du zu deiner jetzigen Anstellung (Tätigkeit?) gekommen?
Schon während des Studiums hat sich mein Interesse für die Bauforschung abgezeichnet. Der Einstieg in dieses Feld gelang mir dann mit der Unterstützung eines Bauforschers und mit «learning by doing» . Wie immer gehört dafür viel Glück, Hilfe und etwas Mut dazu.
Was gefällt dir an deiner jetzigen Arbeit?
Besonders gefällt mir die konkrete Arbeit mit, an und in den historischen Bauten. Die Objekte werden erschlossen und deren (Bau-)Geschichte ergründet. Es finden sich Eigenheiten, aber auch zeittypische Trends. Die Arbeit ist vielfältig. Man muss beobachten, dokumentieren und analysieren. Das systematische Vorgehen und eine wissenschaftlich präzise Arbeitsweise ist dabei wichtig. Als wertvoll empfinde ich zudem den Kontakt mit den Menschen, die einem bei der Arbeit begegnen.
Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Wie ein Arbeitstag abläuft, hängt ganz von den Objekten, den Auftraggeber*innen und den spezifischen Fragestellungen ab. Bei Vorabklärungen wie bspw. einem bauhistorischen Gutachten erfolgen neben einer Begehung und Beschreibung des aktuellen und der noch erkennbaren älteren Bauzustände zusätzlich Archivrecherchen. Das Schwergewicht liegt dabei auf der Auswertung und Synthese der gewonnenen Informationen in Form eines Berichtes und der Erstellung von Bauphasenplänen. Das bedeutet genaues und präzises Formulieren sowie Grafikarbeiten in 2-D, also konzentrierte Stunden am Computer. Bei Bauuntersuchungen liegt das Schwergewicht auf der Arbeit im Objekt und der genauen zeichnerischen, beschreibenden und fotografischen Dokumentation. Es handelt sich dabei meist um eine Baustellensituation, wo neben Bleistift, Zeichnungsbrett und Messgerät auch zu Hammer, Spitzeisen oder sogar „Hilti“ gegriffen wird. Ich bin auch baubegleitend vor Ort und muss mich mit der Bauleitung und den Handwerkern für die bauarchäologische Dokumentation absprechen. Ein offener und freundlicher Umgang sowie Flexibilität sind dabei sehr wichtig. Ich bin auf Baustellen schon den tollsten Menschen begegnet, mit denen ich für kurze Zeit zusammenarbeiten durfte.
Das Wichtigste, was du aus deinem Studium mitgenommen hast?
Wie man wissenschaftlich arbeitet, Fragen bzw. Hypothesen aufstellt und wieder verwirft, Texte schreibt, Literatur- und Archivrecherchen sowie Quellenkritik betreibt. Wichtig ist aber auch der „Vergleichskatalog“ im Kopf, den man sich während des Studiums aufbauen konnte. Dieser hilft mir beim täglichen Arbeiten, um Dinge zu verstehen, einzuordnen und zu bewerten.
Mit welchen Mitteln informierst du dich in deinem Arbeitsbereich?
Mit Fachpublikationen und aktueller Literatur. Wertvoll sind aber auch der fachliche Austausch über persönliche Kontakte, Veranstaltungen von Fachinstitutionen und verschiedene Vereine. Für die Bauforschung sind das unter anderem die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (SAM), die Vereinigung für Bauforschung (VEBA) und der Arbeitskreis für Hausforschung (AHF).
Was würdest du StudienanfängerInnen gerne mit auf den Weg geben?
Seid offen und lasst Vorurteile links liegen. Geniesst die Uni, schätzt und nutzt eure Chance an dieser Wissensteilnahme.
Was macht das Studium in Zürich speziell?
Generell ist der Kosmos einer Uni genial. Es ist ein riesiger Wissenspool, von dem man nur profitieren kann. Die Infrastruktur in Zürich ist tadellos, das Lehrangebot vielfältig und die Bestände der verschiedenen Fachbibliotheken ausgezeichnet.