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Du bist Ressortleiterin bei einer Kantonsarchäologie, was beinhaltet diese Tätigkeit?
Das Ressort Funde & Daten kümmerst sich um den Erhalt und die Erschliessung von archäologischen Funden und deren Kontextangaben aus dem Kanton Zürich. Ein kleines, aber feines Team von Expert*innen nimmt sich dabei tagtäglich den konservatorischen und archivarischen Anliegen an und steht Forschenden und Museen tatkräftig bei der Weiterverwendung der Quellen zur Seite. Als Ressortleiterin koordiniere ich diese Geschäfte. Als Mitglied der Geschäftsleitung beteilige ich mich des Weiteren an der Entwicklung des Gesamtbetriebes der Archäologie und Denkmalpflege. Mein Tätigkeitsbereich ist entsprechend breit: Personal- und Budgetplanung, IT- und Organisationprojekte, Forschungsanträge, Öffentlichkeitsarbeit, Daten- und Fundverwaltung sowie gelegentlich auch einfach nur Techsupport.
Was hast du studiert und wann hast du abgeschlossen?
Ich habe 2015 das Studium in Ur- und Frühgeschichte, Informatik und Publizistikwissenschaft abgeschlossen.
Warum hast du dich für dieses Studium entschieden?
Zur Archäologie kam ich durch eine gute Fügung. Im Gymnasium interessierte ich mich für Geschichte und Latein und habe meine Maturaarbeit über das keltische Zürich geschrieben. Über die Gestaltung der damaligen Webseite habe ich mich relativ spontan für das Studium der Ur- und Frühgeschichte entschieden (heute ein Bestandteil des Studienprogramms Archäologien). Das war gleich ein Volltreffer. Genauso wie die Informatik, die ich dank einer Mittagsveranstaltung aufgegriffen hatte. Einzig mit der Publizistikswissenschaft musste ich mich etwas länger anfreunden. Heute möchte ich sie aber um nichts in der Welt missen.
Wem würdest du das Studium empfehlen?
Aus der Archäologie kommt mein Forschungsdrang, aus der Informatik meine Lösungsansätze und aus der Publizistikswissenschaft mein methodisches Verständnis. Eine entsprechende Fächerkombination kann ich somit allen empfehlen, die sich für die computergestützte und empirische Seite der Archäologie interessieren. Mein Herz schlägt z.B. für die messbare Prüfung archäologischer Theorien mit räumlichen Datenbanken (GIS) und Computermodellierungen (z.B. Equation-Based- und Agent-Based-Models).
Was hast du während des Studiums getan?
Ich habe gearbeitet. Erst war ich auf Lehrgrabungen im In- und Ausland, später hatte ich Arbeitsaufträge im Landesmuseum, in der Kantonsarchäologie Zürich und in der ETH-Bibliothek. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass ich eine Faszination und ein Talent für die Datenverarbeitung habe. So hat es mich schnell vom Feld ins Büro gezogen. Mein letzter Grabungseinsatz war 2009.
Mit welchen Mitteln informierst du dich im Bereich Archäologie?
Die Betriebe in der Schweizer Archäologie haben ein sehr enges und freundschaftliches Netzwerk. So tausche ich mich regemässig über Tagungen, Arbeitsgruppen oder auch direkte Kontakte mit meinen archäologischen Kolleg*innen aus. Social Media (v.a. Instagram) spielen hierbei eine immer wichtigere Rolle. Desweiteren bin ich Mitglied in Vereinen, z.B. der ExperimentA - Verein für experimentelle Archäologie, dem Zürcher Zirkel, sowie der internationalen Arbeitsgemeinschaft «Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology» (CAA) und dessen nationaler Sektion der «CAA Switzerland».
Was gefällt dir an deiner jetzigen Arbeit?
Die Digitalisierung der Archäologie ist in vollem Gange und es gefällt mir sehr, dort einen wichtigen Beitrag leisten zu können. Dabei geht es mir nicht nur um den Ausbau der digitalen Infrastruktur und die digitale Erschliessung von Beständen, sondern besonders um die verstärkte Zusammenarbeit, die dadurch ermöglicht wird. Sowohl im Betrieb als auch darüber hinaus. Für Computermodellierung bleibt dabei leider wenig Zeit. Dafür mache ich heute Grundlagenforschung im Bereich von Linked-Data und der Digitalen Langzeitarchivierung.
Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Mein Arbeitstag ist ein beinahe typischer Büroarbeitstag. Einfach mit mehr Bewegung und Spontanität. Schliesslich arbeite ich in einem Standort mit drei Stockwerken und riesigem Lagerteil. In meiner Rolle als Ressortleiterin dreht sich mein Alltag vor allem um Kommunikation und Koordination: Sitzungen, Workshops, Gespräche und viele, viele Mails. Dabei habe ich es aufgegeben, meinen Tag übermässig zu planen. Der Terminkalender gibt vor, was läuft, und alles dazwischen kommt sowieso anders.
Das Wichtigste, was du aus deinem Studium mitgenommen hast?
Für mich ist das sicher das vernetzte Denken, die wissenschaftliche Recherchearbeit sowie grundlegende Kommunikationsfähigkeiten: Im Studium der Archäologie habe ich gelernt, konstruktiv mit anderen zusammenzuarbeiten, mit Selbstvertrauen vor anderen zu sprechen, meine Inputs strukturiert einzubringen sowie die Inputs anderer objektiv und quellenkritisch aufzunehmen. Alles Eigenschaften, die ich heute in jedem Kontext einsetzten kann.