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Institut für Archäologie Prähistorische Archäologie

Geschlagen, Geschliffen, Verbrannt – Die neolithischen Steinartefakte von Untervaz-Haselboden (GR)

von Möckli, Daniel

Materialauslage

 

Abstract: Beim Haselboden handelt es sich um eine markante Kalksteinformation im Alpenrheintal auf der linken Rheinseite, kurz vor Chur. Die Erhebung fällt südlich in Richtung Chur und westlich gegen den Rhein hin steil ab, während die Nordflanke in einer eher flachen Terrasse ausläuft. Gegen Osten bildet sich eine kleine Senke, bevor sich dann das Calanda-Massiv erhebt.
Da die Formation zum Zweck der Kalksteingewinnung abgebaut wird und römische und frühmittelalterliche Funde an den Abhängen gemacht wurden, führte der Archäologische Dienst Graubünden (ADG) mehrerer Sondierungen und Flächengrabungen durch: auf der flachen Terrasse der Nordseite ("Haselboden"), auf der Spitze der Formation ("Haselbodenkopf") und in der kleinen Senke zwischen Haselboden und dem Calanda-Massiv ("Haselbodensenke"). Dabei wurden – neben bronzezeitlichen, römischen und frühmittelalterlichen Funden – auch neolithische Schichten gefasst, die neben lithischen Funden auch Keramik und (wenige) Knochen, jedoch kaum (Bau-) Befunde lieferten.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen sämtliche lithischen Funde erfasst, untersucht und ausgewertet werden. Bei den geschlagenen Steinen handelt es sich dabei um Abfallstücke der Werkezugproduktion sowie auch um fertige Geräte aus Bergkristall, Ölquarzit, Radiolarit und Silex. Bei den Felsgesteinen liegen neben zahlreichen Hitzesteinen auch noch Steinbeile, Schleifplatten, Klopfsteine etc. vor.
Neben der Vorlage der Geräte soll auch den lithischen Rohstoffen und ihrer (spezifischen) Verwendung nachgegangen werden. Daneben wird das Material auch mit weiteren neolithischen Fundstellen im Alpenrheintal verglichen, um Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede feststellen zu können.
Chronologisch liegt noch keine eindeutige Datierung vor. In einer ersten Voruntersuchung konnte spät- und endneolithische Keramik (alpines Horgen und Schnurkeramik) identifiziert werden. Leider lässt sich im Fundmaterial aber keine stratigraphische Trennung vornehmen, das heisst es liegt kein geschlossener Fundkomplex vor.
Im Rahmen einer aktuell laufenden Bachelor-Arbeit sollen auch die Keramikfunde genauer untersucht werden. Ausserdem findet parallel eine Aufarbeitung der (spärlichen) Befunde statt.
Die abschliessende Kombination dieser drei Arbeiten dürfte die Bedeutung und Funktion des Haselbodens in prähistorischer Zeit sowie seine Stellung im Rahmen der neolithischen Besiedlung des Alpenrheintales erhellen. Eine abschliessende Publikation durch den Archäologischen Dienst ist geplant.

Publizierte Vorberichte:
Rageth, Jürg (2000): Untervaz, Haselboden. In: Jahresberichte Archäologischer Dienst Graubünden und Denkmalpflege Graubünden 2000, 119–120.

Rageth, Jürg (2001): Ein spätneolithischer Siedlungskomplex von Untervaz, Haselboden. In: Jahresberichte Archäologischer Dienst Graubünden und Denkmalpflege Graubünden 2001, 35–58.

Prilloff, Ralf-Jürg (2001): Die Bestimmung der Tierknochen von Untervaz, Haselboden. In: Jahresberichte Archäologischer Dienst Graubünden und Denkmalpflege Graubünden 2001, 119–120.

Caduff, Bruno (2003): Untervaz, Haselbodenkopf und Haselbodensenke. In: Jahresberichte Archäologischer Dienst Graubünden und Denkmalpflege Graubünden 2003, 96–101.

Caduff, Bruno (2005): Die ur- und frühgeschichtlichen Fundstellen auf dem Haselboden in Untervaz (GR). In: Archäologie der Schweiz 28 (2005.3), 16–23.

Seifert, Mathias (2013): Untervaz, Haselbodensenke. In: Archäologie Graubünden 1 (2013), 199–200.
 

Weiterführende Informationen