Sakrales aus der Tiefe. Die mittelbronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz GR

Abstract: Innerhalb des Projektes "Quellfassung von St. Moritz" werden die insgesamt 117 Hölzer der mittelbronzezeitlichen Holzkonstruktion, die 1907 innerhalb weniger Tage geborgen, gereinigt und im Engadiner Museum wiederaufgebaut wurde, im Rahmen dieser Masterarbeit eingehendst untersucht.
Neben der ausführlichen und erstmaligen, vollständigen Materialvorlage steht die Holzbautechnik aufgrund der aussergewöhnlich gut erhaltenen Bearbeitungsspuren im Zentrum. Weiter werden bisherige wie neuartige Rekonstruktionsthesen, basierend auf der Auswertung unterschiedlicher bronzezeitlicher Erhaltungsgrade (Braunfäulnis und Auswaschungen), diskutiert. Ebenso wird auf die Bereiche Dendrochronologie, Waldwirtschaft, Kult und (über-) regionaler Kontext eingegangen.
Die Grundlage dieser archäologischen Auswertung bildet u. a. die 3D-Erfassung und -Modellierung aller Hölzer durch das Institut für Geomatik (FHNW) und Schenkel Vermessungen, die chemische Analyse von Verkrustungen durch das Schweizerische Nationalmuseum und ganz besonders die erstmalige dendrochronologische Untersuchung aller 117 Hölzer durch den Archäologischen Dienst Graubünden. Das mithilfe der Eichenchronologie erarbeitete Datum 1466 v. Chr. (Seifert 2000) wurde bereits durch das auf der alpinen Arvenchronologie basierende Datum 1411 v. Chr. (Nicolussi 2001) korrigiert; nun gilt es letzteres abschliessend zu prüfen. Es wäre ebenso denkbar, dass sich beispielsweise Reparaturteile herausarbeiten lassen werden.
Weiter werden Experimente mit eigens für diesen Zweck angefertigten Bronzewerkzeugen durchgeführt, welche die Herstellungsthesen unterstreichen dürften.
Ausgangspunkt wie Endpunkt des Projektes um die Quellfassung stellt die Übersiedelung und neu konzipierte Ausstellung des bedeutsamen alpinen Fundkomplexes in der Paracelsus-Trinkhalle in St. Moritz dar, das momentan saniert und Anfang Juli 2014 seine Tore öffnen wird.

Literatur:

HEIERLI 1907: J. Heierli, Die bronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz. ASA 9, 1907, 254–278.

NICOLUSSI ET AL. 2001: K. Nicolussi/G. Lumassegger/G. Patzelt/P. Pindur/P. Schiessling, Aufbau einer holozänen Hochlagen-Jahrring-Chronologie für die zentralen Ostalpen. Möglichkeiten und erste Ergebnisse, Innsbrucker Jahresbericht 2001/02, 114−136.

REITMAIER 2012: 1411 v. Chr. – Die mittelbronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz. In: Waffen für die Götter. Krieger, Trophäen, Heiligtümer. Katalog zur Ausstellung (Innsbruck 2012), 111−113.

SEIFERT 2000: M. Seifert, Vor 3466 Jahren erbaut! Die Quellfassung von St. Moritz, AS 23, 2/2000, 63−75.