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Institut für Archäologie Prähistorische Archäologie

Zürich-Mozartstrasse: Die frühbronzezeitliche Besiedelung

von Schmidheiny, Mathias

 

Abstract: Die Station Zürich-Mozarstrasse – auf einer ehemaligen Landzunge am Ausfluss des Zürichsees gelegen – stellt seit ihrer Entdeckung 1981 und der anschliessend erfolgten Grossgrabung eine der bekanntesten urgeschichtlichen Feuchtbodensiedlungen der Schweiz dar. Insgesamt konnten 6 Kulturschichtpakete dokumentiert werden, deren Datierung vom Zürcher Cortaillod bis in die Frühbronzezeit reicht. Ein Schwemmhorizont über Schicht 1 enthielt hauptsächlich spätbronzezeitliches Fundmaterial.

Die Lizentiatsarbeit beschäftigt sich mit der frühbronzezeitlichen Schicht 1, die in einem 1987 erschienenen Vorbericht bereits präsentiert worden ist. Darin wurden zwei Schwellbalkensiedlungen (Dorf a und b) sowie ein – bis heute – singulärer Holzboden vorgestellt, die sogleich das Interesse der Forschungsgemeinschaft weckten, kannte man doch ähnliche Strukturen bisher fas ausschliesslich aus Moor- oder Landsiedlungen. Die später errichteten frühbronzezeitlichen Dorfanlagen waren auf Pfahlschuhen errichtet worden (Gross et. al 1987). Im Tafelband, der einige Jahre später folgte, wurden – beiläufig – bereits erste Zweifel an einigen im Vorbericht geäusserten Folgerungen angebracht (Gross et. al. 1992). Die Auswertungen des osteologischen und botanischen Fundmaterials aus Schicht 1 wurden in zwei die archäobiologischen Auswertungen der Zürcher Seeufersiedlungen zusammenfassenden Publikationen eingeflochten (Jacomet /Brombacher/Dick 1989; Schibler et al 1997).

Bis ins Jahr 2001 wurden die frühbronzezeitlichen Siedungen in die Zeit zwischen 1637 und 1503 v. Chr. datiert, als Anne-Catherine Conscience in einem im JbSGUF erschienenen Artikel nachweisen konnte, dass sowohl die auf Schwellbalken errichteten Bauten wie auch der Holzboden weitaus älter waren als bisher angenommen und – nach Ausweis von C14 Daten – vermutlich aus dem Zeitraum des 20.-18.Jh. v. Chr. datierten. Allein die Dendrodaten um 1503 v. Chr. können heute noch als gesichert gelten (Conscience 2001). Da die Verfasserin kurz nach der Veröffentlichung des Aufsatzes verstarb, blieb eine gewisse Verunsicherung bestehen, weil jetzt klar war, dass die Befunde und das Fundmaterial über einen Zeitraum von 300-400 Jahren streuten. Besonders problematisch war nun die zeitliche Einordnung der Pfahlschuhbauten, die quasi in diesem die ganze jüngere Frühbronzezeit unfassenden Zeitbereich "schwammen", wie dies nun auch für einen Grossteil des Fundmaterials galt.

Diese Faktenlage bildete den Ausgangspunkt der Lizentiatsarbeit. Da weder der Befund noch das Fundmaterial abschliessend ausgewertet waren, bot sich dem Verfasser die Gelegenheit, die Auswertung von Grund auf neu aufzurollen, zumal sich zeigte, dass manche Gefässe im Tafelband stratigraphisch falsch zugeordnet waren.

Die Ziele der Lizentiatsarbeit sind damit klar:

  • Aufarbeitung und vollständige Vorlage der frühbronzezeitlichen Befunde
  • Vollständige Inventarisierung des Fundmaterials, auch des bisher nicht gezeichneten
  • Synthese von Befunden und Fundmaterial
  • Chronologische und chorologische Analyse des Fundmaterials
  • Einbettung der Fundstelle in den Kontext der frühbronzezeitlichen Besiedlungs- und Sozialgeschichte

Erste Ergebnisse konnten in folgenden Bereichen (Auswahl) erzielt werden:

  • Phasengliederung der Schwellbalkensiedlungen (Mehrphasigkeit)
  • Fundzuweisung (Bsp: Erstmals kann Fundmaterial sicher Dorf a zugeordnet werden)
  • Nachweis von Befestigungswerken (z.T. über C14 Daten abgestützt)
  • Besser abgestützte Phasengliederung der Pfahlschuhsiedlungen. Dadurch klarere Hinweise auf Hausgrundrisse
  • Nachweise von Abfallhaufen (Zeichen für eine differenzierten Abfallentsorgung/ bzw. deren potentielle Wiederverwendung)
  • Zeitliche Präzisierung von Siedlungshiaten
  • Besiedlungsgeschichte an Schweizer Seeufern
  • Regionales und überregionales Kontaktnetz

Literatur
Conscience 2001 – A.-C. Conscience, Frühbronzezeitliche Uferdörfer aus Zürich-Mozartstrasse – Eine folgenreiche Neudatierung, mit einem Exkurs von E. Gross: ein Kritischer Blick zurück. JbSGUF 84 (2001), 147-157.

Gross et al. 1987 – E. Gross, Chr. Brombacher, M. Dick, K. Diggelmann, B. Hardmeyer, R. Jagher, Chr. Ritzmann, B. Ruckstuhl, U. Ruoff, J. Schibler, P. C. Vaughan, K. Wyprächtiger, Zürich «Mozartstrasse». Neolithische und bronzezeitliche Ufersiedlungen 1. Ber. ZD Monogr. 4 (Zürich 1987).

Gross et al. 1992 – Zürich «Mozartstrasse». E. Gross, E. Bleuer, B. Hardmeyer, A. Rast-Eicher, Chr. Ritzmann, B. Ruckstuhl, U. Ruoff, J. Schibler, Neolithische und bronzezeitliche Ufersiedlungen 2. Tafeln. Ber. ZD Monogr. 17 (Zürich 1992).

Jacomet/Brombacher/Dick 1989 – S. Jacomet, Ch. Brombacher, M. Dick, Archäobotanik am Zürichsee. Ackerbau, Sammelwirtschaft und Umwelt von neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen im Raum Zürich. Ergebnisse von Untersuchungen pflanzlicher Makroreste der Jahre 1979-1988. Ber.ZD Monogr. 7 (Zürich 1989).

Schibler et al 1997 – J. Schibler, H. Hüster-Plogmann, S. Jacomet,C. Brombacher, E. Gross-Klee, A. Rast-Eicher, Ökonomie und Ökologie neolithischer und bronzezeitlicher Ufersiedlungen am Zürichsee. Ergebnisse der Ausgrabungen Mozartstrasse Kanalisationssanierung Seefeld, AKAD/Pressehaus und Mythenschloss. Monogr. KA Zürich (Egg/Zürich 1997).

E-mail: mathias.schmidheiny@bluewin.ch

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