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Abstract: Der Begriff Bronzehandwerk umfasst ein sehr weites Gebiet. Die "chaîne opératoire" bronzener Artefakte reicht vom Abbau der Erze bis hin zum Recycling. Gegenstand dieser Lizentiatsarbeit sind Untersuchungen an Bronzeobjekten, welche die Arbeitsschritte Giessen, Überarbeiten, Verzieren und Nachschärfen betreffen.
Materialgrundlage
Die Untersuchungsobjekte stammen von der Fundstelle Zürich Wollishofen-Haumesser. Die spätbronzezeitlichen Siedlungsschichten im Bereich einer Untiefe im Zürichsee wurden in den 1880er Jahren zwecks Aufschüttung neuer Quaianlagen vollständig abgebaggert. Das dabei zu Tage kommende Fundmaterial wurde fortwährend ausgelesen. So kam ein Komplex von über 2000 Metallgegenständen zustande, der keinerlei stratigrafischen Aussagen zulässt, jedoch dank seinem Umfang, der Formenvielfalt und der in grossen Teilen guten Erhaltung der Objekte immer wieder als Referenz herangezogen wird.
Spurenanalyse
Für die Untersuchungen zur Bronzetechnologie wurde die Objektgruppe der Messer ausgewählt. Die Oberfläche von Messern mit nur geringfügigen Korrosionsspuren wird makro- und mikroskopisch genauestens analysiert und dokumentiert. Die Interpretation der erfassten Spurenbilder erfolgt über den Vergleich mit nachgegossenen und nach genau definiertem Schema überarbeiten und benutzten Messern.
Der direkte Vergleich zwischen Original und Reproduktion ermöglicht Aussagen zu Herstellung, Überarbeitung, Verzierungstechnik und Nutzung der Bronzemesser.
Bronzehandwerk
Daraus ergeben sich weiterführende Fragen, z.B. nach dem Werkstattinventar eines Bronzegiessers der Spätbronzezeit und ob ein solcher für Wollishofen-Haumesser anhand des Fundmaterials nachzuweisen ist.
Ein weiterer Aspekt des Bronzehandwerks, dem nachgegangen werden soll ist, ob sich anhand der Ausführung der Überarbeitung, speziell der Verzierung, "Hand-schriften" von Handwerkern nachweisen lassen.
Die Untersuchungen werfen auch Fragen auf nach bisherigen Definitionen bei der Beschreibung von Bronzen, so z.B. dem Begriff "gussgleich" oder auch formalen Merkmalen, die teils typologisch gewertet im Grunde genommen die Folge von Ü-berarbeitungsprozessen sind.
Literatur
HEIERLI, J. (1886) Der Pfahlbau Wollishofen. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich, Band XXII, Heft 1, 1-32.
KIENLIN, T. L., Ottaway, S. (1998) Flanged axes of the North-Alpine region: an assessment of the possibilities of use wear analysis on metal artifacts. In: Mordant, c., Pernot, M., Rychner, V. (Hg.) L'Atelier du bronzier en Europe du XXe au VIIIe siècle avant notre ére. Du minerai au métal, du métal à l'objet. Actes du colloque international Bronze ‚96, Neuchâtel et Dijon. Band 2 (Paris) 271-286.
OTTAWAY, B.S. (2002) Towards interpretative archaeometallurgy. In: Bartelheim, M., Pernicka, E., Krause, R. (Hg.) Die Anfänge der Metallurgie in der Alten Welt (Rahden/Westf.) 7-13.
Bildlegende
Bogenmuster auf einer Messerklinge. Sichtbar sind die einzelnen Punzenschläge, Schleif- und Kratzspuren.