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Abstract: Die vorgelegten Arbeiten umfassen einen holistischen Interpretationsansatz betreffend einer zunehmenden Anzahl archäologischer Artefakte und Zeugnisse, welche auf mathematische Fähigkeiten der vorgeschichtlichen Gesellschaften hinweisen. Eine Annäherung an die in den vorgelegten Habilitationsschriften dargelegten These erfolgt durch die Einnahme verschiedener erkenntnistheoretischer Perspektiven. Aus der anthropologischen Perspektive lässt sich die These formulieren, dass während der Periode des europäischen Äneolithikums/der Kupferzeit und Bronzezeit (4.–2. Jahrtausend v. Chr.) eine auf der materiellen Basis (Metall) gestützte kognitive Entwicklung einsetzt, in deren Verlauf das Gewicht als eine eigenständige und messbare Grösse erkannt und verwendet wurde. Aus der erkenntnistheoretischen Perspektive haben wir es dabei mit einem Prozess des Herausbildens abstrakter Zahlen und Masse zu tun, der sich von der körperbezogenen Wahrnehmung ablöst und dazu beiträgt, neue materielle (Metallurgie) wie immaterielle Bereiche (Wertschätzung) zu erschliessen. Aus der philosophischen Perspektive finden wir in der vorgeschlagenen These wiederum eine Unterstützung des menschlichen Beitrags zur Mathematik – also eine antiplatonische Perspektive – welche die Existenz der idealen mathematischen Objekte infrage stellt.