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Institut für Archäologie Fachbereich Klassische Archäologie

Global – lokal? Prozesse der Bildproduktion im Hellenismus anhand etruskischer Urnen aus Volterra, Chiusi und Perugia

von Samuele Cambianica

Chiusinische Urne, 2. Jh. v. Chr., Museo dell'Accademia Etrusca e della città di Cortona | © WikiCommons

Das als «Hellenismus» bezeichnete Zeitalter von etwa 330 bis 30 v. Chr. zeichnet sich im gesamten Mittelmeerraum durch eine Zunahme der kulturellen Rezeption sowie allgemein durch eine hohe Vernetzung aus. Die Nachfrage seitens der Auftraggeber und der Handwerker führt in Verbindung mit bestimmten technischen Hilfsmitteln zur Ausbreitung eines gemeinsamen, durch einen grossen Variantenreichtum gekennzeichneten, «hellenistischen» Bildrepertoires. Einerseits greifen die Werkstätten auf dieses Bildrepertoire zurück, andererseits entwickeln sie dieses wiederum und verbreiten es weiter. Innerhalb global-hellenistischer Tendenzen entwickeln die Produktionszentren nebeneinander eigene lokalspezifische, doch gegenseitig verständliche Ausprägungen desselben Formenguts und Motivrepertoires. Dabei müssen die Beweggründe auf lokaler Ebene und in den Ansprüchen der Auftraggeber und Handwerker liegen.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich viele Fragen: Welche konkreten Werkstattpraktiken stecken hinter dieser Vielfalt an bildlichem Dekor und ihren lokalspezifischen und ‘global-hellenistischen’ Ausprägungen? Worauf haben hellenistische Handwerker konkret zurückgegriffen, um Bilder zu konzipieren? Wie wurden ‘global-hellenistische’ Bildmotive und -typen im konkreten Handwerksprozess weitergegeben und lokalspezifisch umgestaltet? Welche Auswirkungen hatten die wandernden Handwerker, die von einer Werkstatt, oder sogar von einer auch weit entfernten mediterranen Region, zur anderen zogen? Darüber hinaus soll untersucht werden, warum bestimmte bildliche Formen besonders rezipiert wurden und was die Beibehaltung ihrer ‘global-hellenistischen’ Merkmale oder ihre lokalspezifische Umgestaltung bedingte. Die Modi des Transfers sowie die konkreten Werkstattpraktiken im Prozess der Bildproduktion sind bislang ebenfalls nicht umfassend erschlossen worden.

Das Dissertationsprojekt soll diese Fragen anhand einer exemplarischen Untersuchung zu den hellenistischen Aschenurnen aus Nordetrurien klären, an welchen sich der aufwendige bildliche Dekor in seinen lokalspezifischen und global-hellenistischen Ausprägungen besonders gut untersuchen lässt; einerseits werden die lokalen Bedürfnisse von Handwerkern und Auftraggebern sowie die regionalen Netzwerke der Werkstätten berücksichtigt, andererseits aber auch die Beteiligung am ‘global-hellenistischen’ Mittelmeerraum. Darüber hinaus lässt sich dabei die Bildgenese direkt mit dem handwerklichen Herstellungsprozess der Bildträger in Verbindung bringen.

Dadurch soll unser Verständnis der Prozesse der Bildproduktion und letztendlich der Beweggründe hinter dem Motivtransfer im breiteren Netz des hellenistischen Mittelmeerraums in ihren lokalspezifischen und globalen Ausprägungen erweitert werden. Obwohl die hellenistische Zeit in den letzten Jahren in der altertumswissenschaftlichen Forschung zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, wirkt häufiger noch die ältere Vorstellung nach, dass der westliche Mittelmeerraum als eigenständiger Teil und nicht als Teil der hellenistischen Welt zu betrachten sei. Das Dissertationsprojekt trägt daher auch zur Schliessung dieser Forschungslücke bei.

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